Engelstrompeten - die Shootingstars unter den Kübelpflanzen
Wer nach imposanten Kübelpflanzen für den spätsommerlichen Garten sucht, der ist mit Engelstrompeten sicherlich bestens bedient. Mitunter ist auch der verführerische Duft, den so manche Brugmansie in einer warmen Spätsommernacht verströmt, für so manchen Gartenfreund eine Entscheidungshilfe bei die Anschaffung. Die ursprünglich aus Südamerika stammenden Wildformen sind in den letzten Jahren in Deutschland und den USA intensiv züchterisch bearbeitet worden, sodass heute ein großes Hybridspektrum an Pflanzen zur Verfügung steht.
Brugmansia oder Datura - eine gute Frage - lange Zeit wurden vor allem im deutschsprachigen Raum die Engelstrompeten, zur Gattung der ihnen nahe verwandten Daturen gezählt, obwohl es bereits Ende des 19. Jh Bestrebungen (daher auch der Name zu Ehren von Justinus Brugmans) gab, die halbstrauchig bis baumartig wachsenden Arten von den staudigen Daturen zu trennen. Erst mit der Veröffentlichung der Dissertation von T.E. Lockwood 1973, der diese Pflanzengruppe in Südamerika eingehender erforschte, wurde schließlich auch die tatsächliche Trennung von den Daturen durchgeführt. Brugmansien werden botanisch zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceen) gezählt und stehen damit in guter Verwandschaft zu Cestren, Iochromas, Tomaten oder Kartoffeln. Sie sind sind in allen Teilen giftig (enhalten Tropanalkaloide) und haben in ihren Ursprungsländern deshalb auch meist einen ethnobotanischen Hintergrund. Das Hauptalkaloid Scopolamin ist in den letzten Jahren auch eingehender erforscht worden und findet sich heute etwa in Pflastern zur Linderung der Reisekrankheit wider.
Bilder: B. sanguinea, Acnistus australis, B. arborea, B. xrubella Engelsglöckchen, 2x Candida-Hybriden
Brugmansien eine überschaubare Pflanzengattung.
Die Wildarten und natürlich auftretenden Hybriden:
Brugmansia aurea
Brugmansia x candida (B. aurea x B. versicolor)
Brugmansia x dolichocarpa
Brugmansia x insignis
Brugmansia x flava*
Brugmansia sanguinea
Brugmansia suavolens
Brugmansia versicolor
Eine spezielle Wildart, die vornämlich in Kolumbien und im angrenzenden Ecuador verbreitet ist und in den letzten Jahren als Elternteil für interessante Neuzüchtungen verwendet wurde, ist Brugmansia vulcanicola (sie wird auch immer wieder als Brugmansia sanguinea ssp. vulcanicola geführt). Leider ist die Wildart in Europa nur äußerst selten zu sehen und nochdazu ist sie sehr virusanfällig (Colombian Datura Virus - kurz CDV).
* der Name x flava, der sich für B. arborea x B sanguinea-Hybriden etabliert hatte, wird demnächst verschwinden und aufgrund der Prioritätsregel in der bot. Namensgebung in x rubella (Saff. 1921) umbenannt.
Mitunter tauchen auch andere Namen wie etwa Brugmansia x cubensis (Hybriden aus B. aurea x B. versicolor x B. suavolens) auf. Der Name Culebra wurde bislang für eine schmalblättrige zuvor als eigene Gattung geführte Brugmansie verwendet. Wie manchmal das Leben so spielt, handelt es sich dabei um eine Aurea-Hybride.
Zu erwähnen bleibt noch, dass Wildformen und natürliche Hybriden zusätzlich noch in zwei Untergruppierungen (Sektionen) unterteilt wurden, die dem Pflanzenfreund auch einige Hinweise auf die Kultur von Brugmansien selbst liefern. Es sind dies die Sektionen Brugmansia und Sphaerocarpium. Sphaerocarpium deutet dabei auf die Form der bauchigen Früchte hin.
In Letzter werden alle jene Arten und Hybriden zusammengefasst, die auch gerne unter Insidern als kalte Gruppe bezeichnet werden. Es sind dies Brugmansia arborea, Brugmansia sanguinea, Brugmansia vulcanicola und Brugmansia x rubella (vormals x flava). Sie benötigen kühle Standorte (bevorzugt unter 18°C), um ausreichend zu blühen und benötigen eine erhöhte Luftfeuchtigkeit, weshalb ihre Kultur im Garten auch oft als problematisch betrachtet wird. Bis auf B. arborea fehlt den Arten und Hybriden dieser Sektion auch der Duft.
Kultur von Brugmansien
Brugmansien der Sektion Brugmansia sind leicht zu kultivierende Pflanzen, vorausgesetzt es werden einige grundsätzliche Dinge beherzigt. Sie bevorzugen halbschattige bis sonnige Standorte im Garten, ein lockeres nährstoffreiches Kultursubstrat, sind Starkzehrer (haben einen hohen Nährstoffbedarf) und brauchen ein gutes Maß an Feuchtigkeit während der Sommermonate. Für zusätzliche Magnesiumsulfatgaben sind sie dankbar. Düngen Sie während der Wachstumszeit mit einem stark stickstoffbetonten Blaudünger und zwar 2-3x wöchentlich etwa 5g/l. Sind die Pflanzen unterernährt, so drückt sich dies durch eine hellgrüne bis gelbliche Färbung der Blätter und eine reduzierte Blühwilligkeit aus. Pflanzen, die in Torfsubstraten kultiviert werden, sollten auch mit einem Eisen/Mangan-Dünger (Chelatbasis) vor Chlorose geschützt werden. Auch der Calziumanteil sollte nicht zu gering ausfallen.
Eine Reihe von Pflanzenschädlingen können Brugmansien stark zusetzen wie etwa Blattläuse, die auch das CD-Virus von denen größere Pflanzenbestände meist befallen sind übertragen. Achten sie des Weiteren auf Weiße Fliegen, Rote Spinnen, Weichhautmilben, Raupen udgl. sowie auf die für Kübelpflanzen üblichen Pilzerkrankungen und ergreifen sie die entsprechenden Vorsorgemaßnahmen.
Anmerkung: Es hat sich auch gezeigt, dass Engelstrompeten sich gut für Hydrokultur eignen. Die Pflanzen lassen sich besonders gut mit Nährstoffen versorgen!
Vermehrung
Die Vermehrung von Brugmansien ist mitunter einfach bis trickreich. Während gängige Gartensorten sich einfach durch Stecklinge vermehren lassen (manchmal reicht das Einschlagen in ein feuchtes Tuch oder Einstellen der Stecklinge in ein Glas Wasser) - so benötigen Stecklinge der kalten Gruppe schon ein mehr an Aufmerksamkeit, um erfolgreich zu bewurzeln. Hier spielt insbesondere der Verholzungsgrad und der Zeitpunkt der Stecklingsnahme im Gartenjahr eine wichtige Rolle. Wer auf Nummer sicher gehen will, der sollte die entsprechenden Pflanzenteile unter Verwendung eines Bewurzelungshormon (z.B. Superthrive) an der Pflanze abmoosen.
Engelstrompeten lassen sich auch sehr leicht aus Samen vermehren. Samen können mitunter über einige Liebhabergesellschaften bezogen werden, was den Zugang zu modernem Hybridmaterial erleichtert. Bei zeitiger Aussaat im Frühjahr blühen die Sämlinge unter guten Aufzuchtbedingungen meist noch im selben Jahr.
Überwinterung
Je nach Hybride oder Wildart unterschiedlich. Für die meisten Hybriden reicht ein dunkles, frostfreies Winterquartier. Für die Mitglieder der kalten Gruppe ist eine helle Überwinterung zu bevorzugen. Wintermindesttemperatur zwischen 8 und 10°C. Halten sie die Pflanzen trocken und gießen sie nach Bedarf.
Düngung
Brugmansien sind Starkzehrer und haben während der gesamten Vegetationsperiode einen hohen Nährstoffbedarf. In direktem Zusammenhange stehen dabei auch Pflanzwachstum und Blütenentwicklung. Nach dem Ausräumen der Pflanzen aus dem Winterquartier und dem Antreiben der Pflanzen sollten Sie bald mit dem Düngen beginnen:
Düngeschema:
2-3 Esslöffel eines grün oder rot-Düngers auf 10l Wasser - 2-3mal wöchentlich
Anmerkung: Achten Sie bei der Düngerwahl auf die Wachstumsphase in der sich Ihre Pflanze befindet. Spätestens Anfang September sollte die Düngung dann wieder eingestellt werden.
Bei Verwendung eines torfbasierten Erdmaterials sollten sie auch einmal mit einem Chlorosemittel vorbeugen. Achten sie bei der Düngung auch darauf, dass den Pflanzen genügend Spurenelemente zugeführt werden.
Literatur
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Engelstrompeten. Brugmansia und Datura von Ulrike Preißel und Hans-Georg Preißel
Ulmer (Eugen); Auflage: 2., völlig neugestalt. u. erw. A. (1. April 1997)
- Das grosse Buch der Engelstrompeten. (Taschenbuch) von Anne Kirchner-Abel, Werner Abel, Vera M. Hesels, Akawa Privatgarten Verlag; Auflage: 1., Aufl. (Dezember 2003)
Weiterführende Links:
www.brugmansia.us (ein internationales Forum für Brugmansien-Züchter)
www.engelstrompeten.de - Langenbuscher Garten
www.hannover.de - Die Brugmansien der Herrenhäuser Gärten