Engelstrompeten closeup
Brugmansia xflava - Dieses primäre Hybridtag xflava, das von Dr. Preissel erstmals für eine Kreuzung einer Brugmansia arborea mit einer gelben Brugmansia sanguinea vergeben wurde, hat sich mittlerweile auch für andere Kombinationen aus diesem Hybridcluster vorallem im deutschsprachigen Raum etabliert. Die Eigenschaften dieser Hybriden, die der Kalten Gruppe (Sphaerocarpium) zugerechnet werden, liegt also genetisch und vom Aussehen her zwischen jenen von Arborea und Sanguinea. Sie blühen mitunter in mitteleuropäischen Sommern recht willig und zeichnen sich durch ein erweitertes Farbspektrum aus, das bei den Hybriden der Sektion Brugmansia ihresgleichen sucht. Sie gelten unter Pflanzenfreunden von der Kultur her als anspruchsvoll, was sie aber meiner Meinung nach nicht sind. Bei beiden Elternteilen handelt es sich um relativ robuste Arten.
Um den Terminus xflava selbst ist seit einiger Zeit eine rege Diskussion entbrannt und er dürfte wohl in einer Umbenennung gipfeln. Zum einen, weil der Name Flava im 19Jh für einen Kultivar verwendet wurde und somit nach den Spielregeln des Internationalen bot. Kodes dann nicht mehr anderweitig verwendet werden darf. Zum anderen, weil von einigen Archeobotanikern angenommen wird, dass das Herbarblatt des Pflanzensammlers N.J. Rosé aus 1918, welches von W.E. Safford 1921 als Datura rubella (als Wildart) der Fachwelt vorgestellt wurde, einen Vertreter dieser Hybridgruppe zeigt.
Wer sich jedoch die Mühe macht das Herbarblatt von Rosé auszuheben, der wird rasch auf einige Ungereimtheiten stoßen. Selbst Julian M. Shaw, der einen Review über Brugmansien für The New Plantsmen (RHS) in den 90iger Jahren verfasst hatte, spricht in seinem Artikel von einer 'Mystery'-Herbarie.
R.E. Schultes hat darauf handschriftlich vermerkt, dass es sich bei Datura rubella um ein Synonym für Brugmansia sanguinea handelt. Lockwood soll angeblich eine ähnliche Hybride wie Dr. Preissel produziert und in seiner Doktorarbeit festgehalten haben, dass die erhaltene Hybride von den Strukturmerkmalen der Blüte jener auf dem Herbarblatt ähnlich sieht.
Auf dem ursprünglichen Herbarblatt sind zudem während der Digitalisierung einige Ergänzungen gemacht worden, die keinem Autor zugeordnet werden können - die jedoch die Pflanze näher beschreiben. Die Frage ist - woher stammen diese Angaben? Anzumerken sei hier auch noch, dass zu keinem späteren Zeitpunkt in der Umgebung um Cuenca ein Vertreter dieser Art (mit roten oder rötlichen Blüten) gesichtet oder gesammelt werden konnte, obwohl sich in diesem Gebiet die natürlichen Vorkommen von Brugmansia arborea und Brugmansia sanguinea überschneiden. Der Grund dafür könnte in einer natürlichen Kreuzungsbarriere zu suchen sein.
Als mündiger Pflanzenfreund sollten Sie die von einigen angestrebten Änderungen - von xflava in xrubella - mit Vorbehalt hinnehmen - oder einfach schlichtweg ignorieren, solange die gewonnenen Erkenntnisse nicht mit modernen wissenschaftlichen Methoden untermauert werden können.
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Literatur
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Preiße Ulrikel und Hans-Georg Preißel Hans-Georg, Engelstrompeten - Brugmansia und Datura,
Ulmer (Eugen); Auflage: 2., völlig neugestalt. u. erw. A. (1. April 1997)
- Safford, William E., Synopsis of the genus Datura, Journal of the Washington Academy of Sciences, Vol. 11,1921
- Shaw, Julian M.H., Nomenclature notes on Brugmansia, The New Plantsmen (RHS), Sep 1999
Weiterführende Links:
www.brugmansia.us (BGI - ein internationales Forum für Brugmansien-Züchter)
www.engelstrompeten.de - Langenbuscher Garten