Fuchsia triphylla, Interspezieshybriden und ihr unterschätztes Zucht- bzw. Gartenpotential
Wenn Fuchsienfreunde von Triphyllas reden, dann meinen sie eigentlich Fuchsien, die durch Kreuzungen mit Fuchsia triphylla entstanden sind oder Sorten, die der Wildform in Blüten- und Laubcharakter sehr ähnlich sind. In Wahrheit kann aber davon ausgegangen werden, dass 99% der Insider selbst noch nie eine echte F. triphylla aus der Karibik gesehen haben - also jene Fuchsie, die von Plumier 1696 gezeichnet wurde und später in seinem Buch Nova Plantarum Americanarum Genera der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Es wäre eigentlich besser den Namen Triphylla-Interspzieshybriden, wie er sich im englischsprachigen Raum eingebürgert hat, zu verwenden. Denn die verfügbaren Hybriden sehen zwar was die Blütenform und die Blattfärbung anbelangt meist dem Wildtyp ähnlich - doch die typische dreiblättrige Blattanordnung ist den meisten durch Kreuzungen mit anderen Wildfuchsien verloren gegangen.
Aber vergleichen Sie selbst: hier die Abbildung aus Curtis's Botanical Magazin und einer Aufnahme, die am Wildstandort in der Karibik aufgenommen worden ist.
Wer in die Registrierlisten der AFS schaut, wird unter den vielen Einträgen nicht sehr viele Hybriden dieser Art darin finden. Woran liegt dieses Desinteresse an Triphyllas? Bringt doch die Wildart und die im Laufe der vergangenen Jahrzehnte daraus entstanden Hybriden eine Reihe von interessanten Eigenschaften mit.
So sind sie etwa sonnenverträglicher, als die meisten der heutigen, großblumigen Fuchsienzüchtungen und setzen auch bei höheren Temperaturen im Sommer weiterhin reichlich Blütenknospen an. Leider reagieren sie jedoch auf kühle Temperaturen ein wenig empfindlicher als so manch andere Wildart.
Sie verfügen in der Regel über einen langen Tubus und mit verkürzten Kelch- und Blütenblättern. Die Blüten selbst werden in den Internodien in Blütenclustern angesetzt und bleichen auch in praller Sonne nicht so schnell aus. Wer die richtigen Umgebungsbedingungen bei der hellen Überwinterung schafft, kann sich auch in den Wintermonaten an Fuchsienblüten erfreuen.
Dieses Potential dürfte auch Carl Bonstedt erkannt haben, der sich schon Anfang des letzten Jahrhunderts eingehender mit Triphyllas und einigen anderen Wildarten beschäftigt hat. So entstanden unter seiner Hand Kreuzungen zwischen F. triphylla, F. boliviana, F. fulgens und F. splendens - wobei bei den meisten Züchtungen immer eine Triphylla-Sorte ein Elternteil war. Das Farbspektrum der von ihm entwickelten Hybriden, deckte weitgehend den orange-rot Bereich ab. Das meist dunkle Laub kontrastiert die hängenden Blüten sehr sehr gut.
Dabei soll auch der Name des österreichischen Fuchsienzüchters Karl Nutzinger nicht unerwähnt bleiben, der sich ebenfalls mit Triphyllas in seiner züchterischen Arbeit auseinandersetzte. Sorten wie Elfriede Ott, Erika Koeth, Franz Noszian, Schönbrunner Schuljubiläum oder Präsident Walter Morio sind auch heute noch ein Begriff.
Erst 1987 gelang dem brit. Fuchsienzüchter E. Goulding mit der Einführung der Sorte Our Ted auch eine weiße Hybride für Triphyllafreunde verfügbar zu machen.
Auch aus anderen langtubigen miteinander genetisch-kompatiblen Wildarten sind eine Reihe von äußerst interessanten Hybriden hervorgegangen. Die Basisgametenzahl bei Fuchsien liegt ja bei n=11. Doch auch 2n und mehr sind möglich und verbreitet, wenn man sich hier die Mitglieder der Sektion Fuchsia genauer ansieht.
Hier liegen jedoch auch einige Hürden drinnen, die es für Züchter erst zu überwinden gilt.
Einige niederländische Fuchsienzüchter wie etwa H. Waldenmaier und T. Koerts haben sich in den letzten Jahren darauf spezialisiert attraktive langtubige Interspezies-Hybriden zu entwickeln.
Eine im vergangenem Jahr in Wisley Gardens in Großbritannien durchgeführte Sichtung zeigte jedoch ganz klar die Vorzüge, die diese Fuchsien-Gruppe mit sich bringt. Sie sollten öfter in den heimischen Gärten anzutreffen sein! Hier ein Link zur Ausstellungsliste.
Anders als bei den normalen Fuchsien haben sie in der Austriebsphase einen sehr hohen Stickstoffbedarf um genügend Blattmaterial entwickeln zu können. Sie sollten jedoch spätesten nach dem ersten Blütenansatz zu einem mehr ausglichenen Blütendünger wechseln.
Wenn sie die Haupttriebe ausgeizen, um bei den Pflanzen ein buschigeres Wachstum zu erzielen, dann sollten sie immer im Auge behalten, dass Triphyllas im Vergleich zu anderen Fuchsien länger brauchen, um Blüten anzusetzen! Es ist jedoch besser darauf zu verzichten, denn es gibt einen viel
besseren Trick, um Triphyllas zu einem buschigeren Wachstum zu animieren.